Wie „matche“ ich mit meinem Beruf?

Reflexion der Berufsidentität

(c) Canva

Mit der Studienwahl ist der Grundstein für die berufliche Zukunft gelegt. Ist der Abschluss erstmal in der Tasche – oder zumindest in greifbarer Nähe – steigt die Erwartungshaltung, sich ins Berufsleben einzufinden. Möglichkeiten gibt es in der Regel viele. Aber, wie finde ich den passenden Beruf? Gastautor Julian Schuller stellt uns das Konzept der Berufsidentität vor.

Wie merkt man, dass es passt?

Eine mögliche Antwort versteckt sich im Konzept der professionellen Identität oder Berufsidentität. Eine professionelle Identität entwickelt sich als ein „inneres Bild“ bestehend aus Eigenschaften, Ansichten und Werten des gewählten Berufs. Dafür braucht es eine zeitgleiche Identifikation mit dem eigenen Handeln (z.B. Arbeit, Ergebnis, Bedeutung) und der beruflichen Zugehörigkeit (z.B. Kolleg*innen, Berufsgruppe, Industrie).

Eine hohe Identifikation führt zu positiven Effekten, wie höherer Arbeitszufriedenheit, Stärkung des beruflichen Selbstwerts oder Verbesserung der Beziehungen zu anderen. Im Gegensatz dazu können starke Unterschiede negative Reaktionen hervorrufen. Daher ist der persönliche Match oder „fit“ zwischen der eigenen professionellen Identität und dem angestrebten Berufsbild wichtig für berufliche Erfolge und Zufriedenheit.

Arbeit an der beruflichen Identität

In der Literatur finden sich einige Modelle und Ansätze zur Entstehung von Berufsidentitäten:

  • Sozialisierung: Interaktion (Konflikt, Austausch, Diskussion) mit der Berufsgruppe
  • Entwicklung: Veränderung der eigenen Berufsrolle durch Aufstieg oder Wechsel
  • Identitätsarbeit: Aktive und bewusste Auseinandersetzung mit dem eigenen Berufsbild

Die  Identitätsarbeit bietet einen Ansatz, um sich direkt mit der eigenen Berufsidentität auseinanderzusetzen. Durch (Selbst-)Reflexion kann versucht werden zu verstehen, wo die eigenen Interessen, Begabungen oder Leidenschaften liegen. Ebenso lohnt es sich, seine Werte zu hinterfragen, um herauszufinden, ob das angestrebte Berufsbild der eigenen Ethik entspricht.

→ Nimm dir zur Selbstreflexion Stift und Papier zur Hand und beantworte für dich folgende Fragen:

  • Wo liegen meine Interessen und wie kann ich diese mit meinem Beruf verbinden?
  • Welche meiner Fähigkeiten und Talente helfen mir im Berufsleben? (Teamfähigkeit, Zuhören können, Organisation, etc.)
  • Welche Werte sind bei meiner Berufswahl entscheidend? (Nachhaltigkeit, Fairness, gesellschaftlicher Mehrwert etc.)
  • In welchem Umfeld fühle ich mich wohl? Welches Unternehmen bietet mir ein ähnliches Umfeld?
     


Professionelle Identitäten untersuchen

Professionelle Identität ist ein dynamisches und zutiefst persönliches Konzept, das eine zentrale Rolle in der eigenen Karriere spielt. Sie entsteht durch das Zusammenspiel von Werten, Eigenschaften, früheren Erfahrungen und Erwartungen mit dem beruflichen Umfeld.

Für meine Doktorarbeit untersuche ich die Entwicklung von Berufsidentitäten bei Unternehmensberater*innen. Wenn du eine Karriere im Consulting anstrebst oder vor Kurzem begonnen hast in der Unternehmensberatung zu arbeiten, freue ich mich, wenn du Kontakt zu mir aufnimmst. Informationen sowie alles weitere findest du unter: https://juliansphdprojekt.carrd.co/

 

Julian Schuller ist PhD-Student an der Psychoanalytischen Fakultät der Universität Essex und Psychotherapeut in Ausbildung unter Supervision. Nach zehn Jahren in der Personal- und Unternehmensberatung ist er mittlerweile im Personalwesen tätig.

 



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